Deutsche Wirtschaft: Mini-Wachstum, aber Krisenjahr droht

BIP in Deutschland:Wirtschaft wächst, aber Krisenjahr droht

ZDF-Börsenreporterin Valerie Haller.
von Valerie Haller
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Die deutsche Wirtschaft wächst zum Jahresbeginn wieder. Experten befürchten jedoch, dass ein weiteres Krisenjahr droht. 2026 dürfte es dann wieder aufwärts gehen.

Ein Arbeiter ist auf einer Baustelle beschäftigt.
Trotz etwas Wachstum belastet die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt die Wirtschaft. (Symbolfoto)
Quelle: dpa

Zunächst einmal die gute Nachricht: Die deutsche Wirtschaft ist zum Jahresauftakt wieder gewachsen - von Januar bis März um 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorquartal, meldet das Statistische Bundesamt anhand vorläufiger Daten.
Das ist ein Mini-Wachstum, aber immerhin, die Richtung stimmt. Im abgelaufenen Quartal war die Wirtschaft noch um 0,2 Prozent geschrumpft.
Valierie Haller im Schaltgespräch in der heute um 17:00  Uhr
Die Verbraucherstimmung in Deutschland hellt sich laut dem Konsumklima-Index auf. Bei den Unternehmen herrscht allerdings weiter Unsicherheit. Valerie Haller berichtet.29.04.2025 | 1:10 min
Die privaten Ausgaben seien gewachsen, ebenso wie die Investitionen von Unternehmen, erklärten die Statistiker. Verbraucher hätten wegen gestiegener Löhne und sinkender Preise mehr Geld in der Tasche. Unternehmen mussten aufgrund gesunkener Leitzinsen weniger für Kredite ausgeben, was in der Regel die Investitionsbereitschaft ankurbelt.

Erholung eher nicht von Dauer

Die schlechte Nachricht ist jedoch, dass die Erholung nicht von Dauer sein dürfte. "Mal runter, mal rauf - die Wellblechkonjunktur hat das nächste Kapitel geschrieben", sagt Chefvolkswirt Alexander Krüger von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Am Ende bleibe es dabei, dass die Wirtschaft nicht vom Fleck komme, meint Krüger.
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Vor zu viel Euphorie warnt auch der Chefvolkswirt der Commerzbank, Jörg Krämer. Er sehe nicht, dass die deutsche Wirtschaft vor einer langjährigen, kräftigen Erholung stehe. Zwar dürfte das riesige Finanzpaket der künftigen Bundesregierung die Konjunktur 2026 anschieben.

Aber viele Unternehmen vermissen in Deutschland einen wirtschaftspolitischen Neustart, der nach der langjährigen Erosion der Standortqualität notwendig wäre.

Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank

"Scharfer Gegenwind" durch Trumps Zölle

Schon bald könnte das wirtschaftliche Klima wieder rauer werden, denn US-Präsident Donald Trumps Zölle treffen Deutschland besonders hart. Die USA sind wichtigster Handelspartner und größter Abnehmer deutscher Ausfuhren. "Kein Zweifel: Deutsche Exporte bekommen einen scharfen Gegenwind durch die US-Wirtschaftspolitik", meint Ökonom Michael Herzum von der Fondsgesellschaft Union Investment.
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Die deutlich gestiegenen Zölle im April und die Androhung weiterer Zölle dürften die Konjunktur weiter belasten, meint der Konjunkturchef des Münchener Ifo-Instituts, Timo Wollmershäuser. Die Wirtschaft könnte "schon im Sommer" wieder schrumpfen. Damit droht der deutschen Wirtschaft ein drittes Rezessionsjahr. Das hat es in der Geschichte der Bundesrepublik noch nie gegeben.

Arbeitsmarkt kühlt sich ab

Die insgesamt schwache Konjunktur und die allgemeine Verunsicherung haben längst auch den Arbeitsmarkt erreicht. Der ist zwar mit einer Arbeitslosenquote von 6,3 Prozent noch robust, die übliche Frühjahrsbelebung fiel aber schwach aus.
So sank die Zahl der Arbeitslosen im April nicht so stark wie sonst üblich. Die Bundesagentur für Arbeit registrierte 2,932 Millionen Arbeitslose - 36.000 weniger als im März, aber 182.000 mehr als vor einem Jahr.
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Eurozone wächst

Auch in der Eurozone insgesamt wuchs das BIP zum Jahresauftakt: mit 0,4 Prozent doppelt so stark wie erwartet.
Zugpferde waren Länder aus dem Süden. Spanien konnte um 0,6 Prozent zulegen und ist damit in der Eurozone Spitzenreiter. Hier sind auch die Aussichten für den Rest des Jahres gut, denn die Südländer dürften erneut von einer starken Tourismussaison profitieren.

Neue Bundesregierung will Wirtschaft ankurbeln

Union und SPD wollen nach dem Regierungswechsel verschiedene Maßnahmen für die Wirtschaft auf den Weg bringen. Dazu zählen niedrigere Energiekosten und Unternehmenssteuern, ein flexibleres Arbeitsrecht und weniger Bürokratie.
Berlin: Markus Söder (l-r), Vorsitzender der CSU und Ministerpräsident von Bayern, Friedrich Merz, Kanzlerkandidat der Union, Fraktionsvorsitzender der Union und Bundesvorsitzender der CDU, Lars Klingbeil, Fraktionsvorsitzender der SPD und Bundesvorsitzender, und Saskia Esken, Parteivorsitzende der SPD, geben eine Pressekonferenz zu den Sondierungsgesprächen zwischen der Union und der SPD.
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Immerhin: Der Internationale Währungsfonds (IWF) ist zuversichtlich, dass die deutsche Wirtschaft im kommenden Jahr wieder wächst. Die Experten aus Washington sind überzeugt, dass das milliardenschwere Finanzpaket Deutschland aus der Dauerkrise führen könnte. Sie rechnen 2026 mit einem Wachstum von 0,9 Prozent.

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Quelle: dpa

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